Viele Geflüchtete bzw. anerkannte Flüchtlinge erledigen seit Beginn der Corona-Krise wichtige Aufgaben. Wir stellen stellvertretend zwei von ihnen vor.
Ruth Makiese Nzola, Fachsozialbetreuerin in der Altenarbeit
Ruth Makiese Nzola, 46, kam im Jahr 2014 mit ihren beiden Töchtern, damals zwölf und vierzehn Jahre alt, nach Österreich und suchte um Asyl an. In ihrem Heimatland, der Demokratischen Republik Kongo, hatte sie als Lehrerin in einem Gymnasium gearbeitet und Biologie sowie Naturwissenschaften unterrichtet. Daneben lehrte sie ein Fach, das sich Moralische Erziehung nennt. Das wurde ihr zum Verhängnis: Präsidentschaftswahlen standen bevor und Makiese klärte ihre Schülerinnen und Schüler über deren demokratische Rechte auf. Dem Vater eines Schülers, er war in der Politik tätig, missfiel das offensichtlich. Makiese wurde festgenommen.
Nach dieser Episode gab’s für sie nur noch die Flucht als Ausweg, und die führte Makiese über Umwege nach Europa. Sie wohnte zunächst in Vöcklabruck in Oberösterreich, wo sie sich in einer Werkstätte der Lebenshilfe freiwillig engagierte. Nach zweieinhalb Jahren bekam sie schließlich ihren positiven Asylbescheid und begann eine Ausbildung zur Fachsozialbetreuerin in der Altenarbeit. „Es war sehr schwierig, weil ich nicht so gut Deutsch konnte“, sagt Makiese. „Aber ich habe meine Ausbildung mit Auszeichnung abgeschlossen. Da war ich sehr stolz auf mich.“
Makiese arbeitet seit 2019 in Wels. Gerade in ihrer Arbeit sei es wichtig, die Maßnahmen zum Schutz vor Corona einzuhalten: „Ich schütze zuerst mich und damit meine Bewohnerinnen und Bewohner“, sagt sie. Wenn sie keinen Dienst hat, bleibt sie daher zuhause und hält, falls sie doch zum Einkaufen hinaus muss, Abstand zu anderen Personen. „Ich arbeite mit sehr gefährdeten Personen. Unser Ziel ist es daher, die Krankheit im Heim zu vermeiden.“ Marina Wetzlmaier
Gere Teklay, Autokurier (und potenzieller Pfleger)
Gere Teklay kam 2010 nach Österreich. Er floh vor den Zuständen in Eritrea, wo er als junger Mann unter anderem zu einem langen, gefährlichen Militärdienst für das Regime rund um Präsident Isayas Afewerki verpflichtet war.
Teklay bekam Asyl, seit 2019 ist der 35-Jährige österreichischer Staatsbürger. Aktuell arbeitet er als Autokurier für einen Botendienst. Die Situation im Zuge der Corona-Krise ist auch in diesem Bereich schwierig: Generell seien die Aufträge stark zurückgegangen, v.a. weil die Büros zu sind. Teklay ist bei einem Bekannten angestellt, der mit einer eigenen Firma für einen großen Botendienst arbeitet. Durch die Krise konnte er Teklay nur noch geringfügig anstellen, das AMS schießt Geld zu.
Was deutlich angestiegen ist, sind die Essensbestellungen, allerdings in ganz unterschiedlicher Frequenz: Teklay und seine Kollegen haben von einem auf den anderen Tag plötzlich 900 Essensbestellungen, dann sind wiederum Tage überraschend ruhig.
Im Rahmen seines Militärdienst in Eritrea wurde Teklay zum Krankenpfleger ausgebildet. Seit er in Österreich angekommen ist, hat er mehrfach versucht, hier als Kranken- oder Altenpfleger zu arbeiten – Berufssparten, in denen Kräfte dringend gesucht werden, jetzt mehr denn je. Doch immer wieder scheiterten seine Versuche: An der österreichischen Bürokratie, fehlenden Dokumenten aus seiner Heimat oder noch an den Deutschkenntnissen. Teklay ist Familienvater und braucht ein regelmäßig Einkommen, deswegen fokussierte er mit der Zeit auf andere Jobs anstatt auf langwierige (nochmalige) Ausbildung. Er träumt davon, irgendwann einmal noch umsatteln zu können: „Wäre ich jetzt in der Pflege, hätte ich vielen Leuten helfen können“, betont er. sol
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